Yes we Can: 600 Millionen Dollar-Investment für die Nikotinbeutel-Produktion in den USA

Dass tabakfreie Snus derzeit einen regelrechten Aufschwung erleben, merkt man nicht nur in Europa – auch die USA verzeichnet eine steigende Nachfrage. Welcher Tabakkonzern nun im mehrstelligen Millionenbereich in die Nikotinbeutelproduktion investiert und was man neben dem Nachfrageboom außerdem als Investitionsgrund verstanden wissen möchte, liest du hier.

Nikotinbeutelnachfrage in den USA

Auch in den USA kennt und sieht man sie mittlerweile vielerorts – tabakfreie Nikotinbeutel gewinnen hier immer mehr an Beliebtheit. So sehr sogar, dass sie selbst in der Politik Anfang des Jahres von Chuck Schumer, dem Mehrheitsführer der Demokraten im US-Senat, thematisiert wurden. Wenngleich sie für diesen eher schlecht als recht einen aktuellen Trend zeichnen, scheint trotzdem klar: Die Nachfrage steigt über die letzten Jahre gesehen rasant und mit ihr auch ein Trend, dem Rauchen von Tabakzigaretten den Rücken zu kehren.

Im Bilde über eine anstehende Trendwende und auch darüber, welche Chancen Nikotinbeutel für einen Rauchstopp bieten, gab der international führende Tabakkonzern Philip Morris kürzlich die Investition in eine neue Produktionsstätte in den USA bekannt. Dass man damit auf eine unverkennbare Nachfragesteigerung reagieren möchte, bildet aber nur teilweise die Konzern-Absichten ab.

Neue Produktionsstätte für tabakfreie Nikotinbeutel in Colorado

Neben einer Reaktion auf die weltweit steigende Nachfrage nach rauchfreien Nikotinprodukten will Phillip Morris International Inc. (PMI) mit dem Ausbau der Nikotinbeutelproduktion auch seinen Weg in Richtung rauchfreie Zukunft festigen. So soll in den nächsten zwei Jahren in Aurora, im US-Bundesstaat Colorado, eine neue moderne Produktionsstätte für tabakfreie Nikotinbeutel entstehen.

Als Investitionssumme nannte das Tabakunternehmen 600 Millionen US-Dollar. Damit dürfte sich sowohl ein entsprechend skalierter Produktionsmaßstab als auch ein effizienter und hochmoderner Produktionsprozess realisieren lassen. Vom Tochterunternehmen Swedish Match sollen dort schließlich tabakfreie Nikotinbeutel der Marke Zyn produziert werden.

Nikotinbeutelfabrik in Kentucky stieß an ihre Grenzen

Durch den massiven Nachfragewachstum hätte die bestehende Zyn-Fabrik in Owensboro, Kentucky, dem derzeitigen Nachfragewachstum wohl längerfristig alleine nicht mehr nachkommen können. Seitens PMI heißt es in einer Aussendung dazu, Swedish Match North America arbeite derzeit daran, die Produktion in Kentucky zu steigern. Laufende Investitionen in Owensboro und nun auch in Aurora sollten kurz- und mittelfristig ausreichend Kapazitäten für die derzeitige Wachstumsrate des Zyn-Konsums in den USA sowie für Exporte schaffen.

Für die Standortwahl in Colorade gibt Stacey Kennedy, CEO des US-Geschäftes von PMI, zu bedenken, seitens PMI glaube man, Colorado sei in seinem Engagement für Innovation, wirtschaftliche Chancen und öffentliche Gesundheit ähnlich gesinnt, und man freue sich sohin, mit dem Staat und seinen talentierten Arbeitskräften zusammenzuarbeiten, während man seine Produktpräsenz in den USA ausbaue.

Nikotinbeutelproduktion schafft neue Arbeitsplätze in den USA

Der Spatenstich sei noch dieses Jahr geplant, wobei man 2026 den regulären Betrieb aufnehmen wolle, so der Tabakkonzern. Im Zusammenhang mit dem Bau der Anlage wird von PMI festgehalten, würden alleine in der Bauphase des Projektes voraussichtlich fast 5.000 Arbeitsplätze geschaffen werden, was einen „wirtschaftlichen Effekt von 1 Milliarde US-Dollar“ habe.

Für den Werksbetrieb sieht PMI die Schaffung von 500 direkten Arbeitsplätzen wie das Erzielen eines „jährlichen wirtschaftlichen Effekts von 550 Millionen US-Dollar“ und die Schaffung weiterer 1.000 indirekter Arbeitsplätze in der gesamten Region.

Wie die genauen Zahlen sich am Ende legen werden, wird sich zeigen – mindestens wird seitens des Tabakkonzerns aber bereits heute ein breites Spektrum an Karrieremöglichkeiten in der neuen Anlage in Aussicht gestellt.

Rauchen ist „Out“, Nikotinbeutel sind „In“ – wie die USA ihre Raucherzahlen senkt(e)

Geht es um die Entwicklung in die Richtung einer rauchfreien Zukunft, so kann die USA bereits vielversprechende Erfolge verbuchen. Immer mehr Raucher steigen dort auf risikoreduzierte Alternativen um, die Raucherzahlen gingen in den letzten Jahren deutlich zurück.

Zahlen des U.S. Centers for Disease Control and Prevention (CDC) bestätigen eine solche Trendwende. So waren im Jahr 2022 nur noch elf Prozent erwachsener Amerikaner Zigarettenraucher. Im Vergleich: 2005 war die Raucherquote noch über 20 Prozent gelegen. Und in den 1940er-Jahren war gar noch jeder Zweite von solch einem Laster betroffen gewesen.

Dieser amerikanische Erfolg blieb in Deutschland nicht lange unbemerkt, so hieß es 2023 seitens des deutschen Ärtzeblattes: „Nie rauchten in den USA weniger Menschen als heute.“

Maßgeblich zu dieser Erfolgsgeschichte beitragen konnte speziell in den letzten Jahren sicher die E-Zigarette – ist diese doch mittlerweile ein neuer Trend geworden, der dem herkömmlichen Glimmstängel den Charakter des „Out-seins“ auferlegen konnte. Doch auch der rasante amerikanische Nachfragewachstum für White Snus scheint hier aufzuzeigen, dass sich mit völlig rauchlos (resp. dampflos) ebenso ein Erfolgspfad ebnen lässt.

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Für Nikotinbeutel-Produktion in Deutschland fehlt Rechtssicherheit

Von solch sinkenden Raucherzahlen scheint Deutschland weit entfernt. Eher hält sich hierzulande seit einigen Jahren hartnäckig eine hohe Raucherquote von über 30 Prozent. Ein schwedisches Vorbild hätte man aber – selbst wenn tabakhaltiger Snus ausgeklammert gewünscht wäre, den weißen Snus gäbe es ja immer noch.

Doch nicht bloß, dass von hochmodernen Produktionsstätten in Deutschland keine Sicht ist, Nicotine Pouches sind vorrübergehend auch noch mindestens für den lokalen Verkauf in so manch einem Landkreis verboten. Den Grund dafür schreibt eine fehlende Rechtssicherheit, näher fehlt ein Regulierungsrahmen für solche Produkte.

Torsten Albig, Geschäftsführer External Affairs bei Philip Morris Deutschland, weiß dazu:

„Die deutsche Politik verhindert seit Jahren, dass Nikotinbeutel erwachsenen Rauchern als schadstoffreduzierte Alternative zur Verfügung stehen - infolgedessen hat sich ein Graumarkt etabliert. Deutschland wartet weiter auf die dafür erforderlichen Regulierungen. Der Verkauf von Nikotinbeuteln, aber nicht zuletzt auch ihre Inhaltsstoffe und der Jugendschutz müssen endlich gesetzlich geregelt und die Produkte damit als Alternative zum Rauchen etabliert werden. 2021 gab es bereits einen Beschluss der Verbraucherschutzministerkonferenz, dass Nikotinbeutel im Tabakrecht zu regeln seien. Dies wurde von der Bundesregierung bis heute nicht umgesetzt. Das Beispiel USA zeigt sehr gut, wie durch den richtigen Regulierungsrahmen neben sinkenden Raucherquoten auch positive wirtschaftliche Effekte entstehen.“

>> Wie die EU hier eine Lösung schaffen könnte, liest du in: Tabakrichtlinie in der neuen EU-Kommission: Die Zukunft für Snus und Nikotinbeutel

Investition in eine „rauchfreie Zukunft“

Wie weiter oben geschrieben, setzt die Investition von Philip Morris in die Nikotinbeutelproduktion in den USA nicht bloß eine Reaktion auf eine steigende Nachfrage – man scheint eben auch innerhalb des Tabakunternehmens zu wissen: Rauchen ist nicht nur „Out“, es belastet auch die Gesundheit der Konsumenten und damit unsere Gesellschaft.

Deswegen schreibt PMI die Verwirklichung seiner Vision einer rauchfreien Zukunft groß, weitet sein Produktportfolio auf innovative rauchfreie Lösungen aus. Seit 2008 habe man laut dem Konzern 12,5 Mrd. USD in die Entwicklung, wissenschaftliche Bewertung und Vermarktung ebensolcher Lösungen für Erwachsene investiert, mit dem Ziel, den Verkauf von Zigaretten vollständig einzustellen.

Bei einer Pressekonferenz im Juli betonte Stacey Kennedy im Zuge dessen auch, das Projekt in Colorado stelle eine bedeutende Investition in PMI´s Vision einer rauchfreien Zukunft dar.