Ob im Eishockey oder Fußball – wieso sind Snus beim Sport so beliebt?

Snus im Eishockey und Fußball

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Wieso Snus unter Sportlern so beliebt sind und in welchen Sportarten sie am häufigsten konsumiert werden, erfährst du im folgenden Artikel. Außerdem liest du, wie besonders Rauchen negative Auswirkungen auf die Kondition hat, diverse Studien hingegen eine messbare Steigerung der sportlichen Leistungsfähigkeit durch rauchlose orale Nikotinprodukte aufzeigen.

Was bringt Snus beim Sport?

Snus ist bei Sportlern und insbesondere bei Profisportlern wohl vor allem deshalb so beliebt, weil es durch die Snus Wirkung zu einer vorrübergehenden psychomotorischen Leistungssteigerung kommen kann, ohne dass diese durch Dopingkontrollen geahndet wird. Dabei berichten viele Nutzer speziell von Effekten einer Förderung der Ausdauer und Steigerung von Konzentration wie Aufmerksamkeit – was je nach Sportdisziplin durchaus gewisse Wettbewerbsvorteile verschaffen kann.

Außerdem kann Nikotin, jene Substanz im Snus, die zu den gewünschten Effekten führt, gerade in höheren Dosen eine entspannende Wirkung entfalten. Ebendies schätzen viele Profisportler und behaupten, dass es ihnen gerade nach intensiven Trainings- oder Wettbewerbseinheiten hilft, „Stress abzubauen“.

Sowie von möglichen Wettbewerbsvorteilen die Rede sein könnte, liegt nun die Frage nahe, ob der Nikotin- und damit Snuskonsum als Doping gilt.

Ist Nikotin auf der Dopingliste?

Die von der Welt-Anti-Doping Agentur (WADA) veröffentlichte Verbotsliste gilt als internationaler Standard für den Kampf gegen Doping und Substanzmissbrauch im sportlichen Umfeld. Unter Einbindung der gesamten Anti-Doping Community wird sie mindestens einmal im Jahr auf den neuesten Stand gebracht und aktualisiert.

Bis dato – so auch die seit 1. Jänner 2024 gültige Auflage betreffend – wird Nikotin darin nicht als „verbotene Substanz“ ausgewiesen, ist aber bereits seit 2012 im sogenannten „Überwachungsprogramm“ aufgenommen.*1 Ebendieses Monitoring-Programm verfolgt das Ziel, den Gebrauch von Substanzen, die darin aufgelistet sind, innerhalb des Wettkampfes zu beobachten. Ebenfalls darin gelistet werden z.B. auch Koffein oder Bupropion. Letztere Substanz ist ein Psychopharmakon, das häufig bei der Rauchentwöhnung eingesetzt wird.

Dopingliste und Überwachungsprogramm im Profisport

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In welchen Sportarten ist der Snus Konsum besonders beliebt?

Ob im Eishockey oder Fußball, im Skisport oder Handball; in den USA auch vermehrt im Baseball oder American Football – Snuskonsum wird immer beliebter und zeichnet bei Profisportlern einen merklichen Trend. Länger schon ist bekannt, dass speziell in Europa vermehrt Eishockeyspieler und Fußballspieler zum oralen Tabak greifen, in jüngster Zeit mehr auch zu Nicotine Pouches ohne Tabak.

Eine Ende 2023 veröffentlichte Dissertation der Universität Bonn hat rückwirkend für den Zeitraum 2016-2018 die Prävalenz von Nikotin resp. seinem Hauptmetaboliten Cotinin in den Urinproben deutscher Spitzensportler untersucht. Laut den Ergebnissen habe man in 15% aller Fälle einen Konsum von Nikotin nachweisen können.*2 Welche Sportart hier die Spitze anführt, könnte manche vielleicht überraschen – so heißt es:

„Die höchste Prävalenz im Profisport wurde im Baseball (50%) gefunden, gefolgt von Skisport (34%), Handball (26,2%) und Eishockey (24,1%). Ein signifikant höherer Nikotinkonsum wurde im Teamsport im Vergleich zum Einzelsport festgestellt. Die Prävalenz des Nikotinkonsums stieg signifikant von 13,7% im Jahr 2016 auf 20,1% im Jahr 2018, entgegen dem Trend in der Normalbevölkerung. Ebenso stieg die Anzahl der Dopingproben mit einer Konzentration =5 µg/ml Nikotin/Cotinin, insbesondere in der Sportart "Fußball".“*3

Nun könnte man einwenden, dass mit dem Nachweis von Cotinin in Harnproben nicht zwischen den Konsumformen unterschieden wird, demnach also auch ein Rauchkonsum stattgefunden haben könnte. An dieser Stelle heißt es weiter:

„Angesichts der nachteiligen Auswirkungen herkömmlicher Zigaretten auf Atemwege und Ausdauer von Spitzensportler*innen kann angenommen werden, dass das nachgewiesene Nikotin/Cotinin hauptsächlich aus rauchlosem Tabak stammt.“*4

Ob aber wirklich bloß rauchloser Tabak oder auch tabakfreie Nikotinprodukte konsumiert wurden, lässt sich ebenfalls nicht unterscheiden. Und so dürfen die Zahlen in jedem Fall auch den Konsum von Nicotine Pouches einschließen. Wie dann aber das Verhältnis zwischen Snus-/Nikotinbeutelkonsum zu anderen rauchfreien Nikotinkonsumformen tatsächlich ausfällt, bleibt wiederrum offen.

Ein Anstieg besonders von Snus-/Nikotinbeutelprodukten im Profifußball wurde jüngst jedenfalls von einer Studie der Professional Footballers' Association (PFA) bestätigt. Demnach soll jeder fünfte Profispieler speziell zu diesen rauchfreien Produkten greifen und zwei von fünf Spielern hätten angegeben, sie mindestens einmal probiert zu haben.*5

>> Hier erfährst du mehr darüber, ob Snus im Stadion überhaupt legal sind

Ist Snus schlecht für die Kondition?

Zum Thema „Nikotin und seine Auswirkungen auf die Kondition“ findet man im Internet zahlreiche Beiträge, von denen einige für eine erhebliche Verschlechterung der Kondition respektive der sportlichen Leistungsfähigkeit sprechen. Aber: Die meisten legen den Fokus auf das Rauchen von Tabakzigaretten und heben nicht differenziert genug auf den rauchfreien oralen Konsum von Nikotin ab, wie dies bei Snus der Fall ist. Und was für Rauchen durchaus gelten mag, muss nicht unbedingt für eine andere Konsumform gelten. Dies scheint deshalb wichtig, weil für einen Vergleich von Snus-Konsum und Rauchen, geht es um eine eventuell mögliche Beeinträchtigung der Kondition durch Nikotin, Folgendes gelten wird:

  1. Wenn Tabakrauch die Lunge schädigt, ihre Funktionsweise dadurch einschränkt, diese aber wesentlich zur Kondition beiträgt, wird Rauchen unweigerlich negative Auswirkungen auf die Kondition haben. Außerdem enthält Tabakrauch zahlreiche giftige Stoffe, die erst durch den Verbrennungsprozess in den Körper gelangen und zu Leistungseinbußen führen könnten.*6
  2. Wenn mit dem Inhalieren von Tabakrauch insbesondere Kohlenmonoxid (CO) im Körper aufgenommen wird, dieses an Hämoglobin bindet und damit die Aufnahmefähigkeit für Sauerstoff reduziert, wird es zu unmittelbaren Leistungseinbrüche beim Sport kommen, wenn die Sauerstoffversorgung für die Leistungsfähigkeit essenziell wirkt.*7
  3. Beim rauchlosen oralen Gebrauch entfallen zumindest jene, die Lunge schädigenden Faktoren und die Aufnahme von CO über den Tabakrauch. Alle negativen Auswirkungen auf die Kondition, die davon ausgehen, entfallen sohin, wenn man anstelle des Rauchens Snus konsumiert.

Ein Schluss von den Auswirkungen des Rauchens auf die Auswirkungen von Snus auf die Kondition wird also alleine schon deshalb nicht sinnvoll sein.

Leistungssteigerung beim Sport

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Kondition vs. Sportliche Leistungsfähigkeit

Umgangssprachlich werden Kondition und sportliche Leistungsfähigkeit oft synonym verwendet, doch gilt Kondition im gängigen Verständnis als bloß ein Faktor dieser Leistungsfähigkeit. Demnach wäre es besser, zu fragen, welche Auswirkungen Snus und genauer sein Wirkstoff Nikotin auf die sportliche Leistungsfähigkeit hat. Hierzu gibt es auch Studien, die ebendies zu klären suchen.

Studien zu möglicher Leistungssteigerung durch Nikotin

Eine Studie aus dem Jahr 2022 (veröffentlicht im Rahmen des „International Journal of Environmental Research and Public Health“) untersuchte „Die Wirkung einer hohen Nikotindosis auf die maximale anaerobe Leistung und die wahrgenommenen Schmerzen bei gesunden nichtrauchenden Sportlern“. Die Ergebnisse dieser Querschnittsstudie fallen eher ernüchternd aus und scheinen prima facie der eingangs erwähnten psychomotorischen Leistungssteigerung zu widersprechen – legen aber nahe, dass eine verminderte Wahrnehmung der Schmerzintensität durchaus leistungssteigernd wirken könnte. So heißt es in der Zusammenfassung:

„Die Ergebnisse zeigten, dass die orale Verabreichung einer Nikotindosis von 8 mg keinen der überwachten körperlichen Leistungsparameter signifikant verbesserte. Wir berichteten nur über den statistisch signifikanten positiven Effekt bei RPE (p = 0,03). Schlussfolgerung: Die geringere Wahrnehmung der Schmerzintensität, über die wir nach der Nikotinanwendung berichtet haben, könnte ein wichtiger Faktor sein, der die Leistung beeinflusst. Wir haben jedoch keine Verbesserung der physikalischen Leistungsparameter festgestellt.“*8

Da es sich hier um bloß ein Studienergebnis handelt, das mit all seinen Rahmenbedingungen an sein Bezugssystem geknüpft ist, wird der Vergleich mehrerer Studien interessant. Ebendem hat sich eine wissenschaftliche Arbeit der Universität Wien aus dem Jahr 2019 anhand eines Systematic Reviews angenommen – und die Ergebnisse fallen dabei durchaus positiver aus:

„Ergebnisse: Die Diversität der Studiendesigns machen eine Interpretation der Ergebnisse zu einem schwierigen Unterfangen. Dennoch wurden übersichtliche Tabellen erstellt, die bei der Darstellung der Ergebnisse helfen sollen. Die Ergebnisse zeigen, dass Nikotin sich sehr wohl positiv auf verschiedene Parameter sportlicher Leistungsfähigkeit auswirken kann, wobei eine eindeutige und klare Aussage nicht möglich erscheint.“*9

Insbesondere drei in den Vergleich genommene Studien deuten dabei auf eine Leistungssteigerung durch Snus hin, so heißt es in der Arbeit auch:

„Positive Auswirkungen konnten von Mündel et al. (2017), Johnston et al. (2018) und Zandonai et al. (2018) festgestellt werden in Bezug auf das Drehmoment des Beinstreckers bzw. der anaeroben Spitzen- und Durchschnittsleistung bzw. der Zeit zur Erschöpfung.“*10

Den Systematic Review näher betrachtet, fällt auf: Diese erwähnten Studien kommen insoweit überein, als den Probanden rauchfreie orale Nikotinprodukte verabreicht wurden. Insbesondere in einem Fall sollen speziell Snus mit 8 mg Nikotin angewendet worden sein. Wie es im Zuge der Arbeit hinsichtlich einer weiteren Studie aus dem Jahr 2016 außerdem heißt, habe man eine höhere Sauerstoffanreicherung im Gewebe der Muskeln und des Gehirns messen können, wenngleich eine Leistungssteigerung durch Snus bei ebendieser Studie nicht messbar gewesen sei.*11

Leistungssteigerung beim Sport durch Snus

Die erwähnten Studienergebnisse legen also nahe, dass Snus eher positive als negative Effekte auf die sportliche Leistungsfähigkeit haben könnte. In einigen Fällen waren solche bei oralen Produkten, in einem Fall speziell mit Snus sogar messbar. Wie aber der Langzeitkonsum darauf Einwirkung nimmt, bleibt offen - ob Nikotin als abhängigkeitserzeugende Substanz, selbst wenn es kurz-/mittelfristig leistungssteigernd sein kann, mindestens langfristig gesundheitsschädigend sein und zu Leistungseinbußen führen könnte, wird von den Studien nämlich nicht untersucht.

>> Könnte dich an dieser Stelle auch interessieren: Tabakrichtlinie in der neuen EU-Kommission: Die Zukunft für Snus und Nikotinbeutel

Snus beim Sport vs. Rauchen und Sport

Wieso Sportler den Snuskonsum gegenüber dem Rauchen von Tabakzigaretten bevorzugen, dürfte besonders einleuchte, wenn sich letzteres – wie oben erwähnt – nicht nur mittel- und langfristig, sondern gar kurzfristig negativ auf die Kondition resp. sportliche Leistungsfähigkeit auswirkt. Und wenn dann noch leistungssteigernde Faktoren für den Snuskonsum sprechen, dürfte man nun besser verstehen können, wieso Snus beim Sport so beliebt (geworden) ist.

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*1 Vgl. hierzu: https://www.wada-ama.org/en/prohibited-list
*2,3,4 https://bonndoc.ulb.uni-bonn.de/xmlui/handle/20.500.11811/11169
*5 https://www.reuters.com/sports/soccer/pfa-study-shows-one-five-players-using-nicotine-pouches-or-tobacco-products-2024-05-29/
*6,7 Vgl. dazu: https://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publikationen/FzR/FzR_Sport_und_Rauchen_ein_Widerspruch.pdf
*8 https://www.mdpi.com/1660-4601/20/2/1009
*9,10,11 https://utheses.univie.ac.at/detail/52298/


2 Kommentare


  • korl

    ich rauche nicht mehr & dank snus ist meine ausdauer wieder angestiegen, da meine lunge wieder platz für luft hat


  • Hannes Fwald

    Ich bin selbst ein sehr sportlicher Mensch – ich gehe 5-6 mal die Woche zum Sport (Fussballtraining/-spiel, Krafttraining oder schwimmtraining )- und nehme seit 3 jahren snus (50mg nikotin pouches). Ich merke vorallem Ausdauer und Konditionstechnisch wenig bis gar keinen Unterschied zu der Zeit als ich kein Nikotin genommen habe – es kommen sogar eher positive Effekte zum Vorschein, negative merke ich bis jetzt nicht. Ganz im Gegenteil zu 3 Monaten innerhalb der 3 jahre in denen ich zigaretten geraucht habe, da waren es vorallem negative Effekte im Bezug zum Sport. Ich danke euch sehr für diesen Quellen basierten Informationstext, da dieser mir sehr geholfen hat.
    Mfg Hannes