Nikotinvergiftung: Symptome und Behandlung
© Bild: Snuzone
In Maßen gehalten kann Nikotin eine durchaus angenehm anregende Wirkung auf den Körper haben. Wenn es aber zu viel des Guten wird, können rasch negative und unerwünschte Effekte eintreten. Im Extremfall muss schließlich von einer Nikotinvergiftung gesprochen werden. Was zu den häufigsten Ursachen solch einer Intoxikation zählt und welche Symptome auftreten können, liest du in diesem Beitrag. Außerdem erfährst du, welche Maßnahmen im Ernstfall ergriffen werden sollten.
Wie entsteht eine Nikotinvergiftung
Eine Nikotinvergiftung kann verschiedenste Ursachen haben, wobei in allen Fällen eine zu hohe Nikotinmenge vom Körper aufgenommen wurde. Zu den häufigsten Gründen für eine Nikotinüberdosis zählen:
- Übermäßiger Konsum von Tabak-/Nikotinprodukten: Meist werden in kurzer Zeit zu große Mengen an starkem Rauchtabak, Schnupftabak oder Kautabak konsumiert.
- Verschlucken von Tabak- und Nikotinprodukten: Nikotin- und vor allem Tabakprodukte wie Kautabak und Snus werden während des Konsums versehentlich verschluckt. Zudem kann es vorkommen, wenn nicht außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahrt, dass diese nikotinhaltige E-Zigaretten-Liquids verschlucken.
- Unsachgemäße Anwendung von Produkten zur Nikotinersatztherapie: Nikotinpflaster, Nikotinkaugummis oder Nikotinlutschtabletten können, wenn diese zu hoch dosiert sind oder falsch angewendet werden, zu einer Nikotinüberdosis führen.
- Hautkontakt mit Nikotinlösungen: Nikotin kann ebenso über die Haut vom Körper aufgenommen werden. Dabei stellt insbesondere der Kontakt mit hochdosierten nikotinhaltigen Flüssigkeiten ein erhöhtes Risiko dar. Wenn zudem ein Teil davon ins Auge gelangt, ist besondere Vorsicht geboten.
Die meisten gemeldeten Fälle einer Nikotinvergiftung gelten als milde Formen und gehen größtenteils auf das Verschlucken von Tabakprodukten zurück. Dennoch sind schwere Vergiftungserscheinung möglich, wenn speziell Kinder – sowie diese vor allem durch ihr geringes Körpergewicht wesentlich anfälliger für eine Nikotinüberdosis sind – Nikotin- und Tabakprodukte verschlucken. Eine besondere Gefahr können hier auch E-Zigaretten Liquids darstellen, wenn deren Verpackung mit bunten Farben und aufgedruckten Früchten versehen ist und dadurch vermehrt das Interesse eines experimentierfreudigen (Klein-)Kindes geweckt wird.
Wenn ein (Klein-)Kind schließlich größere Mengen der nikotinhaltigen Flüssigkeiten verschluckt, kann es gefährlich werden – im schlimmsten Fall sogar mit tödlichen Folgen. Und obwohl die meisten E-Liquid-Verpackungen eine Kindersicherung besitzen, lässt sich die Möglichkeit einer solchen Gefahr dadurch nicht gänzlich ausschließen.
Deshalb gilt es in jedem Fall, Kinder vor einem Verschlucken nikotinhaltiger Substanzen bestmöglich zu schützen, indem Tabak- und Nikotinprodukte außerhalb ihrer Reichweite aufbewahrt werden.
Wie viele Zigaretten führen zu einer Nikotinvergiftung?
Das geflügelte Wort „Die Dosis macht das Gift“ trifft hier wohl einen Kern der Sache. Doch knüpft sich die tatsächlich für eine Person toxisch wirkende Nikotinmenge an einige Faktoren wie u.a. Alter, Geschlecht, Gewicht usf. Auch gilt es, den Gewöhnungseffekt mitzudenken, der beispielsweise bei starken Rauchern die Nikotintoleranz erheblich erhöht. Was für diese demnach schlicht eine „höhere Dosis“ darstellen kann, könnte im Falle von Nicht-Rauchern schon zu (leichten) Vergiftungssymptomen führen.
Eine Pauschalaussage dazu, wie viele Zigaretten zu einer Nikotinvergiftung führen, wird demnach nicht möglich sein. Dennoch könnte folgende Überlegung die mögliche Gefahr einer Vergiftung, vor allem aber einer letalen Dosis von Nikotin durch das Rauchen von Tabakzigaretten ein wenig relativieren:
- Eine herkömmliche Tabakzigarette weist einen Nikotingehalt von bis zu 13 mg auf, wovon ca. ein bis zwei Milligramm vom Körper beim Rauchen aufgenommen werden.
- Mittlerweile wird davon ausgegangen, dass bei einem durchschnittlichen erwachsenen Mann ca. 500 Milligramm Nikotin eine letale (tödlichen) Dosis darstellen.
Demnach wären erst 250 bis 500 Zigaretten tödlich. Außerdem scheint die Gefahr einer Vergiftung durch die beim Rauchen aufgenommene Nikotinmenge von 1-2 mg unwahrscheinlicher als beim Verschlucken von Nikotin-/Tabakprodukten, wenn es durch Letzteres zu einer deutlich höheren Nikotinaufnahme kommt.
Wie viele Snus führen zu einer Nikotinvergiftung?
Hier gilt ebenso, was eben erwähnt wurde - eine Pauschalaussage dazu, wie viele Snus zu einer Nikotinvergiftung führen, wird also nicht möglich.
Dennoch kann auch hier Folgendes stark relativieren: Beim Konsum von Snus und Nikotinbeuteln, also dem Einlegen unter der Oberlippe, scheint laut einer schwedischen Studie zwar etwas mehr des darin enthaltenen Nikotins vom Körper aufgenommen zu werden*1 - dennoch scheint eine Nikotinvergiftung durch die rein aus den Beuteln gelösten mg-Mengen immer noch unwahrscheinlich.
So ist in einer gesundheitlichen Bewertung des Bundesinstituts für Risikobewertung, die auf ebendiese Studie abhebt, die Rede davon, dass bei einem schwedischen Snusbeutel mit 8 mg lediglich 2,41 mg während des Konsums aus dem Beutel "extrahiert" werden hätten können, bei einem Nikotinbeutel mit 8 mg immerhin 3,79 mg.*2 "Extrahiert" darf dabei aber nicht ohne Weiteres mit "vom Körper aufgenommen" gleichgesetzt werden, weil dies implizieren würde, dass, was sich an Nikotin aus dem Beutel löst, auch zur Gänze vom Körper aufgenommen werden müsste. Aber selbst wenn dies der Fall wäre, bedürfte es beim schwedischen Snus mit 8 mg demnach 208 Beutel und beim Nikotinbeutel mit 8 mg 132 Beutel, um die erwähnte letale Dosis zu erreichen.
*1 Vgl. hierzu: Lunell, E., et al., Pharmacokinetic Comparison of a Novel Non-tobacco-Based Nicotine Pouch (ZYN) With Conventional, Tobacco-Based Swedish Snus and American Moist Snuff. Nicotine Tob Res, 2020. 22(10): p. 1757-1763.
*2 Vgl. hierzu: https://mobil.bfr.bund.de/cm/343/gesundheitliche-bewertung-von-nikotinbeuteln-nikotinpouches.pdf , Seite 10
Nikotinvergiftung Symptome
Die Symptome einer Nikotinintoxikation können vielfältig sein und verlaufen meist – insbesondere bei schweren Intoxikationen – in zwei Stadien. So treten bereits innerhalb weniger Minuten nach der zu hohen Nikotinaufnahme folgende möglichen Symptome auf:
- Allgemeines Unwohlsein und Übelkeit, mit der Folge sich übergeben zu müssen
- Anfallartige Bauch-/Magenschmerzen mit möglichen Krämpfen
- Übermäßige Speichelproduktion
- Hautblässe und Kaltschweißigkeit
- Schwindel und Kreislaufprobleme
- Kopfschmerzen
- Schnelles, schweres Atmen
- Erhöhter Herzschlag und Palpitationen (v.a. wahrgenommener starker Herzschlag)
- Zittern
- Erhöhter Blutdruck
Nach etwa 30 Minuten bis vier Stunden können die anfänglichen Symptome wechseln zu:
- Durchfall
- Langsamer Herzschlag
- Atemschwierigkeiten, Atemdepression
- Blutdruckabfall
- Lethargie, Verwirrtheit, Bewusstseinseintrübung bis hin zu Bewusstlosigkeit
- Krampfanfälle
- Im Extremfall kann ein Schockzustand und Herz-Kreislaufstillstand die Folge sein
Unterschied zwischen Nikotinüberdosis und Nikotinintoxikation
Je nach Schweregrad und Dauer der Symptome lässt sich zwischen einer leichten Überdosierung und einer schweren Nikotinvergiftung unterscheiden. Bei Ersterem fallen die Symptome eher milde aus und klingen meist bereits nach ein bis zwei Stunden wieder ab – bei Zweiterem treten solche hingegen deutlich stärker auf und können sogar bis zu 24 Stunden andauern.
Was man bei einer Nikotinvergiftung tun kann/sollte
Bei Symptomen gilt es in jedem Fall, Ruhe zu bewahren/auf die betroffene Person beruhigend einzuwirken, diese zu überwachen und umgehend den Notruf zu kontaktieren. Neben länderspezifischen Notrufnummern kann der Euro-Notruf „112“ übrigens in allen EU-Staaten kostenlos genutzt werden.
Je nach Ausprägung der Vergiftungssymptome empfehlen sich zudem wichtige Erste-Hilfe-Maßnahmen, die sofort ergriffen werden können und sollten:
- Bei beispielsweise Übelkeit, Bauschmerzen, Schwindel, Kreislaufproblemen oder gar Bewusstseinseintrübung/-verlust sollte man die betroffene Person in die stabile Seitenlage bringen und darauf achten, dass die Atemwege frei sind. Zusätzlich hilft es, beengende Kleidung zu öffnen und die Person warm zuzudecken.
- Verliert die Person das Bewusstsein muss besonders darauf geachtet werden, dass die Atemwege frei bleiben – atmet die Person nicht mehr und kommt es zu einem Herzkreislaufstillstand, beginne umgehend mit einer Herzdruckmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung.
Wenn der Verdacht auf beispielsweise ein mögliches Verschlucken von Tabakprodukten besteht, die betroffenen Person bisweilen aber (noch) keine Symptome aufweist, sollte diese jedenfalls überwacht werden. Zusätzlich sollte man sich an die jeweilige länderspezifische Vergiftungsinformationszentrale/Giftnotrufzentrale wenden.
>> Für Deutschland, Österreich und die Schweiz findet sich hier: eine Liste an Rufnummern
Bei Kindern sollte man zudem immer den Mundraum auf etwaige Reste der nikotinhaltigen Substanz prüfen und diese gegebenenfalls entfernen.
Was man bei einer Nikotinvergiftung nicht tun sollte
Die Liste an Maßnahmen, die man nicht ergreifen sollte, ist lang. Am besten hält man sich an die Anweisungen des Notrufs oder der Giftnotrufzentrale und fragt gegebenenfalls nach, wenn man sich unsicher ist. Folgende Maßnahmen sollte man jedenfalls unterlassen, da sie mehr schaden als helfen könnten:
- Erzwinge keinesfalls mit diversen Maßnahmen ein Erbrechen!
- Wenn bereits Übelkeit und Bauchschmerzen bestehen, sollte das Trinken von Flüssigkeit nicht erzwungen werden.
- Speziell bei (Klein-)Kindern: Gib ihnen keine Milch zum Trinken!
- Bei Übelkeit, Schwindel und Kreislaufproblemen sollte man das Vergiftungsopfer nicht auf den Rücken legen, sondern vielmehr in die stabile Seitenlage bringen.
Wie verhalte ich mich am besten bei einer Nikotinüberdosis?
Eine gute Nachricht vorweg: Nikotin ist eine Substanz, die sich relativ schnell wieder im Körper abbaut. Im Durchschnitt ist nach ein bis zwei Stunden eine Besserung festzustellen.
Fallen die Symptome milde aus und ist von keiner Verschlimmerung nach etwa 30 Minuten die Rede, so ist es wahrscheinlich, dass eine „bloße“ Überdosis besteht. Hier sollte man ebenfalls Ruhe bewahren und den Verlauf genau beobachten. Frischluft und ausreichend Flüssigkeitszufuhr kann in diesem Fall helfen, den Abbau des Nikotins zu beschleunigen.
Ein Tipp für den Konsum: Wer umsichtig konsumiert, läuft erst gar nicht Gefahr, durch einen übermäßigen Tabak-/Nikotinproduktekonsum eine Nikotinüberdosis zu bekommen. Kenne deine Grenzen und konsumiere verantwortungsbewusst!
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